Was man beim Kauf einer gebrauchten J22 beachten sollte:
Die Unterschiede zwischen italienischen und südafrikanischen Booten liegen eher im Detail, wie z.B.
– Fenster in Alurahmen (Italien) oder Plexiglas aufgesetzt (Südafrika)
– Wartungsluken achtern innen (Italien) oder außen oben (Südafrika)
Vom Grundsatz ist zu sagen, daß die südafrikanischen Boote älter sind, da die Produktion in Italien noch nicht so lange läuft und vorher die Boote aus Südafrika nach Europe importiert wurden.
Weder von der Wettbewerbsfähigkeit noch von der Haltbarkeit gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Werften. Nach Mitte der 90’er Jahre wurden kaum noch südafrikanische Boote importiert. Daher sind die meisten angebotenen Boote nach diesem Zeitpunkt aus italienischer Produktion.
Die älteren Schiffe beider Werften haben noch ein Holzschot und Holzbänke in der Kajüte. Die neueren Schiffe haben eine GFK-Schot und statt der Holzbänke zwei wasserdichte Staukästen auf denen man sitzen kann. Ich kenne derzeit kein südafrikanisches Boot das diesen neuen Innenausbau hat.
Wenn das Schiff keinen Unterwasseranstrich hat, was bei vielen Schiffen in Holland der Fall ist, muß man noch mit ca. 1500,- € für einen solchen rechnen.
Nachfolgend eine Zusammenstellung der wichtigsten Punkte auf die zu achten ist beim Kauf einer gebrauchten J/22:
1. Schott überprüfen
Hier ist darauf zu achten ob die Pütting-Beschläge dicht waren, da andernfalls Wasser in das Balsaholz des Decks, sowie das Sperrholz des Schotts eindringen kann und dieses aufweicht.
2. Überprüfen der Luft-Tanks
Es gibt zwei Lufttanks. Einer unter dem Cockpit und der andere im Vorschiffbereich. Beide sollten trocken sein
3. Deck/Rumpf Verbindung
Hier ist auf Wasserspuren zu achten, sollte aber vom Grundsatz her eher selten der Fall sein.
4. Deck rund um die Pütting-Beschläge
Hier ist der Bereich rund um die Pütting-Beschläge auf weiche Stellen zu prüfen. Falls ja steht eine Reparatur an.
5. Niedergangs-Abdeckung
Auch diese hat einen Balaholz-Kern und daher müssen die darauf angebrachten Beschläge gut abgedichtet angebracht werden. Falls nicht weicht das Balsaholz auf und die Beschläge können bei größerer Belastung ausbrechen.
6. Mast-Fuß
Hier ist auf Risse zu achten. Kleine Haar-Risse sind meist harmlos, aber größere Risse deuten auf ein Problem hin.
7. Heckbereich um die Ruderbeschläge
Auch dieser Bereich ist auf Risse zu überprüfen. Falls dort verstärkt Risse vorhanden sind, könnten diese auf ein Problem mit dem Balsakern schließen lassen
8. Kiel
Hier dürfen keine Risse zwischen Kiel und Rumpf vorhanden sein. Ansonsten deutet dies daraufhin, daß sich der Kiel etwas vom Rumpf gelöst hat was nach starker Grundberührung oder unsachgemäßen Auflagen am dem Trailer auftreten kann.
9. Großbaum
Die Haltepunkte für Großschot und Baumniederholer überprüfen ob die noch ordentlich fest sind. Ansonsten müssen diese ggf. mit größeren Schrauben neu befestigt werden.
10. Baujahr/Rumpfnummer
Die Rumpfnummer ist am Heck auf der Steuerbordseite eingeprägt. Da die Rumpfnummer immer fortlaufend vergeben wird, kann damit das Herstellungsjahr relativ sicher ermittelt werden. Eine leichte Verschiebung kann sich nur ergeben haben wenn die Herstellung des Rumpfes bei einer der drei Werften etwas verzögert erfolgte kann ein Schiff von einer anderen Werft mit einer höheren Baunummer früher hergestellt worden sein. Wie gesagt kann es sich hier aber nur um wenige Wochen handeln, ab er sicher nicht über mehrere Monate.
11. Osmosegefahr bei J22
Bei sorgfältiger Ausführung und entsprechender jährlicher Auffrischung sollte Osmose kein Thema sein. Grundsätzlich ist zu sagen, dass das Osmose-Risiko in Süsswasser höher ist als in Salzwasser und dass die Osmosegefahr bei höheren Wassertemperatur steigt. Eine warme Süsswasserpfütze somit ein deutlich höheres Risiko darstellt, wie ein Liegeplatz in der kalten Nordsee.
Bisher sind mir keine ernsthaften Osmoseschäden bei J/22 Schiffen bekannt geworden.